Behauptung
Der moderne Mensch versteht Freiheit als Autonomie: als das Recht und die Fähigkeit, selbst zu bestimmen, was gut, richtig und wahr ist. Die Bibel widerspricht dieser Annahme grundlegend. Sie zeigt, dass Autonomie nicht zur Freiheit führt, sondern zwangsläufig in innere Unordnung, Schuldverlagerung und gesellschaftlichen Zerfall mündet. Wahre Freiheit existiert ausschließlich im Gehorsam gegenüber Gott.
Erklärung der Behauptung
Autonomie gilt heute als höchstes Gut. Der Mensch soll frei sein von äußeren Vorgaben, Traditionen, Autoritäten und objektiven Wahrheiten. Moral wird zur persönlichen Entscheidung, Identität zur Selbstdefinition, Verantwortung zur Option. Diese Denkweise erscheint auf den ersten Blick emanzipatorisch, ist jedoch logisch instabil.
Denn Autonomie setzt voraus, dass der Mensch nicht nur handeln, sondern auch sich selbst begründen kann. Er müsste wissen, was gut ist, ohne einen Maßstab außerhalb seiner selbst. Genau hier scheitert das Konzept. Der Mensch wird gleichzeitig Richter, Gesetzgeber und Angeklagter. Widerspruch ist unausweichlich.
Die Bibel betrachtet Autonomie daher nicht als Fortschritt, sondern als Ursünde. Nicht weil Freiheit schlecht wäre, sondern weil der Mensch als Geschöpf nicht dafür geschaffen ist, sich selbst zum Maßstab zu machen.
Die biblische Logik der Behauptung
Der Ursprung des autonomen Denkens wird bereits am Anfang der Schrift benannt.
Zentrales Schlüsselzitat:
„…sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“
(1. Mose 3,5 – Elberfelder CSV)
Die Verheißung lautet nicht Anarchie, sondern Selbstermächtigung. Der Mensch soll selbst definieren, was gut und böse ist. Autonomie ist der Versuch, göttliche Autorität durch menschliches Urteil zu ersetzen.
Weitere tragende Stellen verdeutlichen die Konsequenz:
„Da ist ein Weg, der dem Menschen recht erscheint, aber sein Ende sind Wege des Todes.“
(Sprüche 14,12)
Der Weg erscheint richtig – subjektiv, plausibel, moralisch vertretbar. Das Problem liegt nicht im Gefühl, sondern im fehlenden Ziel.
„Ich weiß, HERR, dass nicht beim Menschen sein Weg steht, nicht bei dem Mann, der da wandelt, seinen Gang zu lenken.“
(Jeremia 10,23)
Der Mensch ist handlungsfähig, aber nicht richtungsfähig. Autonomie überschätzt die Kompetenz des Menschen und ignoriert seine Begrenzung.
„Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht… wenn nun der Sohn euch frei macht, so werdet ihr wirklich frei sein.“
(Johannes 8,34.36)
Biblische Freiheit ist nicht Unabhängigkeit, sondern Befreiung von falscher Bindung. Autonomie verspricht Freiheit und schafft Abhängigkeit.
Biblische Logik:
Der Mensch dient immer etwas. Autonomie ist keine Befreiung vom Dienen, sondern lediglich ein Wechsel des Herrn – vom Schöpfer zum eigenen Ich.
Beispiel 1: Weltlich
In der modernen Gesellschaft gilt Selbstbestimmung als oberstes Prinzip. Jeder soll „seinen eigenen Weg gehen“, „auf sich hören“ und „authentisch leben“. Grenzen gelten als Unterdrückung, Gehorsam als Unmündigkeit.
Das Ergebnis ist sichtbar:
- Identität wird fluid und instabil
- Moral wird situationsabhängig
- Verantwortung wird externalisiert
- Schuld wird umgedeutet oder geleugnet
Der autonome Mensch fordert Rechte, lehnt aber Verpflichtung ab. Er verlangt Anerkennung, verweigert jedoch Rechenschaft. Die Gesellschaft reagiert mit Gesetzen, Therapien und Kontrolle – Symptome statt Ursachen.
Autonomie erzeugt nicht Freiheit, sondern Orientierungslosigkeit, die durch permanente Selbstbestätigung kompensiert werden muss.
Beispiel 2: Biblisch
Der biblische Mensch wird nicht zur Selbstbestimmung, sondern zur Nachfolge gerufen.
„Verleugne dich selbst und nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach.“
(Matthäus 16,24)
Das klingt unfrei – ist es aber nicht. Denn Selbstverleugnung bedeutet nicht Selbstauflösung, sondern Ausrichtung unter Wahrheit.
Der Psalmist beschreibt den Effekt:
„Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben, und nichts bringt sie zu Fall.“
(Psalm 119,165)
Gehorsam erzeugt Stabilität. Nicht, weil der Mensch perfekt wäre, sondern weil er sich einem festen Maßstab unterstellt. Verantwortung wird tragbar, Schuld benennbar, Ordnung möglich.
Gegenüberstellung der beiden Beispiele
| Autonomie | Gehorsam |
|---|---|
| Mensch ist Maßstab | Gott ist Maßstab |
| Freiheit ohne Bindung | Freiheit durch Wahrheit |
| Identität selbstdefiniert | Identität gegeben |
| Verantwortung wird relativ | Verantwortung ist konkret |
| Gesellschaft zerfällt | Ordnung wird möglich |
Zusammenfassung:
Autonomie verspricht Selbstverwirklichung und erzeugt Selbstverlust.
Gehorsam wirkt einschränkend – und schafft Freiheit.
Oder biblisch:
„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR.“
(Jesaja 55,8)
Nicht weil der Mensch wertlos wäre,
sondern weil er Geschöpf ist – und Freiheit nur dort findet, wo er diese Wahrheit anerkennt.